Archiv (Geographie)
Tsunamivortrag 2019
Erneut erklärte sich unsere ehemalige Schülerin Delia Zimmler bereit, den Schülern unserer 10. Klassen über ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Tsunami von 2004 zu berichten. Am Donnerstag, den 19.12.2019, war es wieder soweit. In packender Art und Weise schilderte sie das Geschehen in ihrer damals auf Sri Lanka direkt an der Küste betriebenen Hotelanlage mit Tauchschule.
Normalerweise gibt es in Sri Lanka, fast schon am Äquator liegend, kaum Ebbe und Flut. Der Tidenhub, d. h. der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser, beträgt im Durchschnitt circa 30 cm. Ein Begehen der vor der Küste gelegenen Riffe einfach zu Fuß ist deshalb nicht möglich.
Was ein Tsunami ist und was ihn kennzeichnet war zum damaligen Zeitpunkt so gut wie allen Einheimischen nicht bekannt. Das Zurückziehen des Wassers und das damit verbundene Trockenfallen der Riffe machte sie neugierig etwas zu erkunden, was sonst für sie nicht zu sehen war. Denn Schwimmen können die meisten Inselbewohner Sri Lankas nicht und Schnorcheln oder Tauchen ist für sie deshalb unmöglich. Es war für spannend auf den Riffen herumzulaufen und vielleicht auch die ein oder andere Nahrung wie Krebse etc. zu finden (vgl. erstes Foto um 10.40‘ 50‘‘ Uhr).
Nicht einmal 20 Minuten später war es mit der Riffbesichtigung vorbei. Die Tsunamiwelle rauschte mit großer Geschwindigkeit heran und ein Davonlaufen war für die Menschen auf den Riffen oder am Strand kaum mehr möglich. Um10.40‘22‘‘ Uhr erreichte die Welle die Strandlinie (vgl. zweites Foto) und um 10.40‘50‘‘ (vgl. drittes Foto) hatte die Welle schon alles bis zum ersten Stock des Wohnhauses von Delia und ihrer Familie überflutet. Innerhalb dieser wenigen letzten Sekunden zwischen Erreichen des Strandes und der Überflutung des Landesinneren blieb in Folge dessen kaum Zeit zur Rettung, weshalb es auch in vielen anderen Hotelanlagen und erst Recht in den in Strandnähe gelegenen Fischerdörfern sehr viele Tote und Schwerverletzte gab.
Bei den tropischen Temperaturen war die Trinkwasserversorgung – nachdem sich das Wasser wieder zurückgezogen hatte – zunächst das drängendste Problem. Da die meisten Einheimischen keine Schuhe haben oder mehr hatten und überall nach der Welle Glasscherben herumlagen, gab es sehr viele Schnittverletzungen, vor allem auch bei Kindern. Wegen des feuchtheißen Klimas gibt es sehr viele Moskitos, die sich begierig auf Wunden stürzen und so sehr schnell für Wundinfektionen sorgen.
Dank ihrer Erste-Hilfe-Ausbildung als Tauchlehrerin versuchte Delia, so gut es ging, möglichst vielen Menschen (vgl. Foto vier) zu helfen. Natürlich waren die Ressourcen vor Ort begrenzt, für viele Einheimische war es dennoch eine großartige Hilfe. Am Ende ihres Vortrags und vor dem Fragenteil für die Schüler versuchte Delia den Schülern nochmals bewusst zu machen, welch kleine Sorgen im Vergleich zu den Existenzängsten dieser Menschen in Sri Lanka uns häufig hier in Deutschland quälen. Nach vielen Schülerfragen endeten nach jeweils zwei Schulstunden die beiden Vorträge. Zum Schluss bedankten sich einige Schüler/innen stellvertretend für ihre Klassen bei Delia für den Vortrag. Gleiches gilt für uns Geographielehrer/innen, die wir auf weitere Vorträge in den kommenden Jahren hoffen.
H. Bähr, im Namen der Fachschaft Geographie