Wozu Latein?

Liebe Lateiner und die, die es vielleicht werden wollen!

Im Zeitalter der Bits und Bytes mag sich mancher fragen: Wozu brauche ich heute noch Latein?

So weit ist das Lateinische jedoch gar nicht weg, wenn man genauer hinsieht: Das Ding, das in fast jedem Haushalt steht, von nahezu jedem Schüler genutzt wird und das wir „Computer“ nennen, müsste „Rechengerät“ heißen, gäbe es nicht Latein: computare = rechnen! Latein ist tot? Latein lebt! Das sagt nicht nur Wilfried Stroh, Lateinprofessor in München, der seine Vorlesungen gern auch in lateinischer Sprache hält.

Latein ist die Basis aller romanischen Sprachen. Mit soliden Lateinkenntnissen können z. B. Französisch, Italienisch und Spanisch später leichter erlernt werden. Wer anhand des Lateinischen die Arbeit mit grammatikalischen Strukturen exemplarisch gelernt hat, hat eine gute Basis, um sich im späteren Leben weitere Sprachen selbst zu erarbeiten, als Au-pair in Südamerika oder im Auslandsstudium in Italien.

Und dies gilt nicht nur für die romanischen Sprachen: Wer einmal begriffen hat, wie Sprache funktioniert und wie man systematisch arbeitet, ist gut gerüstet, um sich im späteren Leben auch ganz anderen Sprachen zu stellen, die man vielleicht gar nicht in der Schule lernen kann. Die Welt ist groß und wer weiß schon, in welche Ecken es ihn später beruflich oder privat verschlägt?

Aber nicht nur der Zugang zu fremden Sprachen wird erleichtert: Gerade die Grammatik der deutschen Sprache verstehen viele Schülerinnen und Schüler viel besser durch den Lateinunterricht. Das liegt daran, dass die systematische Grammatikarbeit dort einen breiten Raum einnimmt. Wichtig ist aber vor allem auch, dass alle Grammatikbegriffe aus dem Lateinischen kommen (Subjekt, Prädikat...), ursprünglich für die Beschreibung der lateinischen Sprache entwickelt wurden und somit dort gewissermaßen am besten "funktionieren".

Wer die deutsche Sprache betrachtet, wird feststellen, dass sehr viele Wörter lateinischen Ursprungs sind. So sind gerade für Schüler noch schwierige Fremdwörter (z.B. Absolution, Disponent, Lapsus, Laudatio, Mandant etc. pp.), aber auch allen vertraute Wörter (z.B. Schule, Tafel, Mauer, Abitur, perfekt, intelligent, Finale etc. pp.), aus dem Lateinischen entlehnt. Am Rande bemerkt: Was heißt eigentlich „etc. pp.“? Es steht für „et cetera, perge perge!“ und kommt … natürlich aus dem Lateinischen: „und Weiteres, setze fort, setze fort!“

Daneben werden im Lateinunterricht wichtige Schlüsselqualifikationen vermittelt, die in Schule und Studium, aber auch im späteren Berufsleben wichtig sind: Eine exakte Arbeitsweise wird gefördert, das konzentrierte Arbeiten trainiert und das logische Denken geschult, ähnlich wie in der Mathematik.

Durch den Lateinunterricht erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler in der Begegnung mit dem Kulturkreis der Antike ein kulturelles Grundwissen und lernen die Ursprünge unseres heutigen Europa kennen: Der Trojaner, der in unsere Computer eingeschleust wird, Aurora, die Göttin, die sich morgens oft so sehr schämt, dass wir ihre Schamesröte am Himmel sehen können, „In dubio pro reo!", Ciceros rhetorisches Genie und Cäsars „Veni, vidi, vici!" - all das wird mit Leben gefüllt und als Teil eines größeren Zusammenhangs kennen gelernt.

Nicht zuletzt sprechen aber auch ganz praktische Gründe für das Erlernen der lateinischen Sprache: Es sind für einige Studiengänge ein „Latinum“, ein „Kleines Latinum“ oder „Lateinkenntnisse“ Zulassungsvoraussetzung, sodass man auf diesem Weg die noch etwas „allgemeinere" Hochschulreife in der Tasche hat.


Die Fachschaft Latein