Bonhoeffer-Gedenktag 2025

Bonhoeffer-Gedenktag 2025

5 Abende zu Dietrich Bonhoeffer: 8. April 2025 - "Wem gehört Bonhoeffer?"

19 Uhr - Raum 218.

Vortrag "Wem gehört Bonhoeffer?"

Die gerade in deutschen Kinos laufende Verfilmung des Lebens von Dietrich Bonhoeffer hat eine Kontroverse ausgelöst. Dabei geht es weniger um den Inhalt des Films, als um die Art, wie dieser in den USA vermarktet wurde. Nicht erst seit diesem Film wissen wir, dass Teile der Nationalen Christen und überhaupt der extrem rechten Evangelikalen die Person Bonhoeffers für ihre Zwecke einsetzen und missbrauchen. Woher kommt diese - für die meisten von uns nicht unmittelbar naheliegende - Vereinnahmung? Wem gehört Bonhoeffer heute? Diesen Fragen soll in einem Vortrag am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Oberasbach nachgegangen werden.

Der Abend bildet damit den Abschluss von insgesamt 5 Themenabenden der Oberasbacher Gemeinden und des DBG zu Dietrich-Bonhoeffer anlässlich seines Todestags am 9. April.
Interessierte sind herzlich eingeladen.

Durchsage zum 80. Todestag Dietrich Bonhoeffers am 9. April 2025

Am 9. April 1945, nur einen Monat vor Kriegsende, ermordeten die Nationalsozialisten den Theologen Dietrich Bonhoeffer im Konzentrationslager Flossenbürg. Der Tod dieses Mannes, dessen Leben und Denken uns herausfordert und inspiriert und der der Namensgeber unserer Schule ist, jährt sich heuer zum 80. Mal. Sein Erbe wird in vielerlei Hinsicht gewürdigt, doch es ist heute umso wichtiger darüber nachzudenken, dass seine Gedanken manchmal fehlinterpretiert oder missbraucht werden.
Insbesondere in den USA beobachten wir eine zunehmende Tendenz, Bonhoeffer zu instrumentalisieren, um eine politische Agenda zu stützen, die allzuoft im Gegensatz zu den Prinzipien steht, für die er einstand. Nationale Evangelikale beziehen sich auf Bonhoeffer, um ihre Positionen zu legitimieren. Sie übersehen dabei, dass Bonhoeffer sich gegen die Verabsolutierung von Macht und Ideologie wandte.
In einer Rundfunkrede vom 1. Februar 1933 warnte Bonhoeffer vor den Gefahren eines autoritären Führerbegriffs. Er betonte die individuelle Verantwortung und die Notwendigkeit, moralischen Mut zu zeigen – gerade wenn der Zeitgeist in eine falsche Richtung driftet. In einer Zeit, in der populistische Strömungen und Spaltungen auch in Europa Fuß fassen, sollten wir uns an Bonhoeffers Prinzipien erinnern.
Es ist beunruhigend, dass einige, die sich auf Bonhoeffer berufen, genau jenen Werten widersprechen, die er im Angesicht des Nationalsozialismus verteidigte. Rassismus, Ungerechtigkeit, Intoleranz – diese Dinge standen und stehen im Widerspruch zu seinem Verständnis von christlicher Ethik und menschlicher Würde. Bonhoeffer forderte dazu auf, für die Stimme der Schwachen einzutreten und sich gegen jede Form der Unterdrückung zu wenden. Wenn heute sein Erbe verwendet wird, um solche Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen oder zu ignorieren, bleibt sein wahres Vermächtnis ungehört.
Bonhoeffer war ein Mann des Dialogs, des Verständnisses und der Empathie. Er glaubte an die Kraft des persönlichen Zeugnisses und das Wirken des Geistes in und durch uns. Lasst uns in seinem Sinne für eine Welt eintreten, die sich nicht durch das Recht des Stärkeren oder Lauteren auszeichnet, sondern in der Wahrheit und gegenseitiger Respekt verwurzelt bleiben.
Wenn wir Bonhoeffers Leben und Werk verantwortungsvoll gedenken, dann ist es unsere Aufgabe, seine Botschaft zu verteidigen und sie gegen Missbrauch zu schützen. Lasst uns nicht nur seinen Namen ehren, sondern auch die Prinzipien, für die er stand. Eine Welt, die von Gerechtigkeit, Mitgefühl und wahrer Nächstenliebe geprägt ist, erscheint heute notwendiger denn je.
Möge das Erbe Dietrich Bonhoeffers uns nicht nur inspirieren, sondern auch dazu anregen, wachsam zu sein und uns für das Gute und Gerechte einzusetzen – in unserem persönlichen Leben, in unseren Gemeinden und in der Gesellschaft insgesamt.
Danke für Eure Aufmerksamkeit
Euer AK-Bonhoeffer